Protestweg von Hamburg nach Berlin

Am Sonntag, 11.Juli 2021 startete eine Gruppe junger Menschen aus Afghanistan mit einer Auftakt-Kundgebung in Hamburg zu einem Protestweg zu Fuß nach Berlin: Auch vom Solizentrum / Lübecker Flüchtlingsforum waren wir dort, um ihnen für den Weg viel Kraft und Erfolg zu wünschen! Die Abschlußkundgebung ist in Berlin am nächsten Samstag, 17. Juli, 16:00 bis 19:00 Uhr, Pariser Platz/Brandenburger Tor geplant:

Stoppt alle Abschiebungen nach Afghanistan!

Gebt allen Geflüchteten ein Bleiberecht!

Sorgt dafür, dass alle Ortskräfte und ihre Familien schnell und unbürokratisch nach Deutschland kommen können.

Sie schreiben in Ihrem Aufruf:

„Wir sind junge Menschen, die aus Afghanistan nach Deutschland geflohen sind. Wir leben in Deutschland, weil in unserem Land seit 40 Jahren kein Frieden ist.

20 Jahre internationaler Militäreinsatz gegen Gewalt und Terror der Taliban hat unserem Land keinen Frieden gebracht.

Die Verhandlungen, die zum Abzug aller internationalen Truppen geführt haben, waren keine demokratischen Friedensverhandlungen, sondern ein erpresserischer Deal um Macht und Einfluss.

Die Menschen, die mit den internationalen Truppen zusammengearbeitet hatten, fühlen sich im Stich gelassen.

Die Taliban erobern jeden Tag weitere Gebiete.

In Afghanistan droht ein neuer Krieg.

Wir können nicht einfach zusehen!

Wir können und dürfen dazu nicht schweigen.

Es geht uns alle an.

Wir haben viele Fragen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen, um zu verstehen, was in Afghanistan geschieht:

Wer sind die Taliban?

Was wollen sie?

Warum galten die Taliban vor 20 Jahren als Terroristen und mussten bekämpft werden und jetzt gelten sie als Partner?

Was hat sich seitdem geändert?

Warum sind die Taliban jetzt so stark geworden?

Was passiert in Kundus, da wo seit Jahren die deutschen Soldaten waren?

Was passiert in Badakhschan?

Was passiert in Nordafghanistan?

Männer werden getötet. Zivilisten. 

Frauen und Kinder werden vergewaltigt, Häuser werden zerstört und Dörfer werden geleert. 

Menschen aus der Volksgruppe der Hazara werden seit Jahren systematisch verfolgt und ermordet. 

Anschläge werden verübt auf Schulen, in Bussen,Taxis, auf Hochzeitsgesellschaften, Moscheen. 

Überall und grundlos.

Der einzige Grund, den wir verstanden haben, ist der, dass sie Hazara sind.

Was bedeutet das?

Ist das nicht Genozid?

Warum wird nicht dafür gesorgt, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden?

Wer ist für die Aufklärung zuständig?

Wir müssen viele unbequeme Fragen stellen.

Und wir fragen uns: 

Was haben die deutschen Soldaten seit 20 Jahren in Afghanistan gemacht?

Was ist das Ergebnis?

Wer garantiert die Frauenrechte in Afghanistan?

Die Bundesregierung?

Die Nato?

Hat das Thema in den sogenannten Friedensverhandlungen überhaupt eine Rolle gespielt?

Und jetzt, nach dem Truppenabzug:

Wie stellt sich die deutsche Bundesregierung ihrer Verantwortung?

Was ist mit den Ortskräften, die dort zurückgelassen wurden?

Wie kann es sein, dass Soldatinnen und Soldaten und alles Material so schnell wie möglich aus Afghanistan ausgeflogen und in Sicherheit gebracht wurde, und die Bundesregierung gleichzeitig weiter an Sammelabschiebungen nach Afghanistan festhält?

Das ist unfassbar!

Wir wollen, dass diese Fragen in der deutschen Öffentlichkeit diskutiert werden.

Darum tragen wir diese Fragen auf die Straße und gehen wir zu Fuß von Hamburg nach Berlin.

Wir wollen mit dieser Aktion ein Zeichen gegen die Taliban und auch gegen die Bundesregierung setzen.